01.2006 Seminar „Schadnager – aktuelle Aspekte“

von Herrn Peter Lieving

Kempen: Der Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung begann das Jahr 2006 mit einem großartigen Seminarauftakt. Die ganztägige Veranstaltung stand ganz unter dem Zeichen der Schadnager. Gleich vier Referenten stellten sich nacheinander den 93 Teilnehmern der Veranstaltung in der Aula der DEULA zu Kempen.

Sofern einige Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld der Veranstaltung noch glaubten, ein Seminar zum Thema Schadnager sei unnötig und brächte keine für die Praxis brauchbaren neuen Erkenntnisse, so wurden solche Zweifler zum einen durch das überwältigende Interesse der 93 Teilnehmer, zum anderen aber auch durch die Auswahl der Referenten eines Besseren belehrt. Ebenso erfreulich war die hohe Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an dieser Veranstaltung teilnahmen, was letztlich die breite Zustimmung für Seminare dieser Art verdeutlicht.

Erster Referent war Dr. Stefan Endepols (Biologe), der zunächst eine Zusammenfassung der Biologie und des Verhaltens von Ratten und Mäusen gab. Großen Wert legte Herr Dr. Endepols auf die Feststellung, dass die weit verbreitete Meinung, es bestünden Resistenzen gegenüber einigen Wirkstoffen, nicht der Realität entspräche. Probleme und Fehlschläge, die während der Beköderung von Schadnagern aufträten, müssten an anderen Punkten festgemacht werden. Den oft benutzten Ausdruck der „Verhaltensresistenz“ lehnte er als falsch und irreführend ab. Zum Abschluss seines Vortrages ging er auf die Wirkungsweise der Wirkstoffe mit Single-, bzw. Multiple-Dose ein, das unterschiedliche Fraßverhalten und die Vermehrungsrate bei Schadnagern.

Vollkommen überraschend zog der ansonsten als eher zurückhaltend geltende Rainer Bartels (Fa. Rattex) die Anwesenden mit seinem frischen, erheiternden, wenngleich sehr tiefgründigen Vortrag in seinen Bann. Hauptanliegen seiner Ausführungen war der eindringliche Appell an die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen, sich stärker als bisher auch mit den hygienischen Problemen innerhalb der betreuten Betriebsstätten auseinanderzusetzen.

Am Ende seiner Ausführungen lüftete Herr Bartels noch ein Betriebsgeheimnis. Um den gemeinen Haussperling aus Lagerhallen zu vergrämen, bedient sich Herr Bartels eines ferngesteuerten Hubschraubers. Dieses Fluggerät beeindruckt die Spatzen derartig, dass diese sich im Anschluss an die Flugvorführungen nicht mehr zeigen würden. Die Frage eines Teilnehmers, ob Herr Bartels ebensolche Erfahrungen auch schon mit Kleinst-U-Booten innerhalb der öffentlichen Kanalsysteme zur Vergrämung von Ratten gemacht hätte, beschied er abschlägig. Es ist jedoch anzunehmen, dass Herr Bartels insgeheim schon an der Umsetzung arbeitet!

Weniger rosige Aussichten in Verbindung mit Schadnagern präsentierte Frau Dr. Sandra Eßbauer (Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München). Sie führte allen Teilnehmern vor Augen, mit welcher „Blauäugigkeit“ nicht nur involvierte Verantwortliche die Schadnagerproblematik behandelten, sondern eben gerade auch die Schädlingsbekämpfer. Am Beispiel der seuchenhygienische Bedeutung der Hantaviren und ihrer weltweiten Ausbreitung und ihrer gewonnen Einblicke, die sie und ihr Team auf der Grundlage ihrer Feldforschungen an wildlebenden Mäusen gewonnen hatten, gab sie einen sehr eindrucksvollen Überblick über die epidemiologische Bedeutung und Etablierung auch gerade dieser Viren auch für die Bundesrepublik. Ihre Forschungen, die sich vorwiegend auf ländliche Gebiete beschränkte, zeigten deutlich, wie relevant die Ausbreitung von Hantaviren und deren Übergreifen auch auf den Menschen mittels Vektoren und deren Ausscheidung tatsächlich ist. Obgleich sich die Studie lediglich auf wildlebende Mäuse und deren speziellen Viren beschränkte, ist aus weiteren Studien bekannt, dass andere Hantaviren auch in Haus- und Wanderratte vorkommen. Ein auch für Schädlingsbekämpfer ernstzunehmender Aspekt.

Den Abschluss des Seminars bildete Dr. Peter Steinbüchel (Leiter des Amtes für Verbraucherschutz Düsseldorf). Der Tenor seines Vortrages war gleichermaßen eine Zusammenfassung des Tages. Er machte noch einmal deutlich, wie wichtig ihm ein „sauberes Lebensmittel“ sei. Der Verbraucher, so sein Credo, habe ein Recht auf ein einwandfreies Lebensmittel und eine ebenso einwandfreie Verarbeitung und Veräußerung. Abweichung wären nicht akzeptabel, was angesichts der letzten Lebensmittelskandale auch durchaus wünschenswert wäre. In der anschließenden Diskussion zeigte Herr Dr. Steinbüchel seine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Brückenschlag zwischen seiner Behörde und den Schädlingsbekämpfern. Letztlich würden sie beide einem Ziel dienen, dem Schutz des Verbrauchers.

Das Schlusswort der Veranstaltung sprach die Vorsitzende des VFöS, Frau Bärbel Holl. Ihr besonderer Dank galt nicht nur den Anwesenden Referenten und Teilnehmern, sondern auch den anwesenden Mitarbeitern der DEULA Kempen, die die Durchführung einer solchen Veranstaltung erst ermöglichten. Namentlich erwähnt wurde Herr Thelen (DEULA Rheinland), der sich, wie schon unzählige Male zuvor, mit großem Engagement um das Gelingen des Seminars verdient machte. Es ist und bleibt die gute Seele im Hintergrund!

 

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